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Was, wenn Deutschland rauchfrei wird? Warum der Staat an der Tabaksteuer hängt – und dabei Milliarden verschenkt


Stell dir vor, du wachst in einem Deutschland auf, in dem fast niemand mehr raucht. Keine gelben Finger, kein Lungenkrebs, keine Hustattacken auf dem Weg zur Arbeit. Klingt utopisch? Ist es eigentlich nicht. Andere Länder haben gezeigt, dass es geht. Aber Deutschland hält am Rauchen fest – und zwar nicht nur aus Bequemlichkeit oder Tradition, sondern aus purem finanziellen Eigeninteresse.

Die Wahrheit ist unangenehm: Deutschland kann es sich nicht leisten, dass die Menschen mit dem Rauchen aufhören. Denn mit der Tabaksteuer fließen jährlich 14 Milliarden Euro in den Staatshaushalt. Diese Summe ist nicht zweckgebunden, sondern finanziert alles Mögliche – von Rentenzahlungen über Straßenbau bis hin zu Subventionen für die Landwirtschaft. Wenn die Zigarette verschwindet, reißt das ein Loch in die Staatskasse, das nicht so einfach gestopft werden kann.

Aber der Preis, den wir dafür zahlen, ist gewaltig: Rauchen kostet Deutschland jedes Jahr über 85 Milliarden Euro. Und nein, das ist keine Zahl aus einer Anti-Tabak-Kampagne – das ist die Realität, die in den Schatten der Tabaksteuereinnahmen verschwindet. In diesem Artikel geht es genau darum: Warum Deutschland an der Zigarette festhält, warum das eine gesundheitspolitische Katastrophe ist und wie wir trotzdem aus diesem Teufelskreis ausbrechen könnten.


1. Die nackten Zahlen: Rauchen ist ein Milliardengeschäft – für beide Seiten

Bevor wir über Moral oder Politik reden, lassen wir einfach mal die Zahlen sprechen:

  • 14 Milliarden Euro – das nimmt Deutschland jährlich durch die Tabaksteuer ein.
  • 85 Milliarden Euro – so viel kosten die Folgen des Rauchens pro Jahr (davon 25 Mrd. direkte Gesundheitskosten, 60 Mrd. durch Produktivitätsausfälle).
  • 22 % der Erwachsenen in Deutschland rauchen – das sind etwa 14 Millionen Menschen.
  • 120.000 Tote jährlich – durch rauchbedingte Krankheiten wie Lungenkrebs, COPD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Jetzt frag dich mal selbst: Wieso ist das überhaupt noch erlaubt? Wieso setzen wir nicht alles daran, das Rauchen verschwinden zu lassen? Ganz einfach: Weil der Staat an diesen 14 Milliarden Euro hängt wie ein Raucher an seiner ersten Zigarette am Morgen.


2. Warum Deutschland das Rauchen nicht wirklich bekämpft

Es gibt zwei große Gründe, warum Deutschland nicht so konsequent gegen das Rauchen vorgeht, wie es könnte:

1. Tabaksteuern sind eine „bequeme“ Einnahmequelle

14 Milliarden Euro klingen erst mal nicht nach einer gigantischen Summe in einem Bundeshaushalt von 476 Milliarden Euro. Aber die Tabaksteuer hat für den Staat zwei entscheidende Vorteile:

  • Sie ist eine sehr sichere Steuer, weil Raucher trotz Preiserhöhungen meist weiterkonsumieren.
  • Sie wird direkt eingezogen – ohne großen Verwaltungsaufwand.

Andere Steuererhöhungen (z. B. Mehrwertsteuer oder Einkommensteuer) wären politisch heikel. Die Tabaksteuer hingegen kann alle paar Jahre erhöht werden, ohne dass es zu großen Protesten kommt.

2. Deutschland setzt auf Raucher – und nicht auf weniger gefährliche Alternativen

Während Länder wie Schweden oder Großbritannien auf weniger schädliche Alternativen setzen (Snus in Schweden, E-Zigaretten in UK), geht Deutschland einen anderen Weg:

  • Die Liquidsteuer auf E-Zigaretten wurde eingeführt und wird 2026 weiter steigen – das verteuert den Umstieg auf eine weniger schädliche Alternative massiv.
  • Keine staatliche Aufklärung über Dampfen als Schadensminimierung – stattdessen werden E-Zigaretten mit Angstkampagnen bekämpft.
  • Starke Tabaklobby und politischer Einfluss – Deutschland ist das Tabak-Land Europas, hier sitzen große Hersteller wie Reemtsma und Philip Morris, die mächtige Verbindungen in die Politik haben.

Das Ergebnis: Rauchen bleibt gesellschaftlich akzeptiert, während E-Zigaretten immer stärker reguliert werden.


3. Was wäre, wenn Deutschland wirklich ernsthaft gegen das Rauchen vorgehen würde?

Stellen wir uns mal eine Welt vor, in der Deutschland wirklich radikal gegen das Rauchen kämpft – ähnlich wie Schweden, wo es nur noch 5 % Raucher gibt (im Vergleich zu 22 % in Deutschland).

Das würde bedeuten:

  • Fast 100.000 Menschen pro Jahr würden nicht mehr an den Folgen des Rauchens sterben.
  • Die Gesundheitskosten könnten um bis zu 20 Milliarden Euro pro Jahr sinken.
  • Die Produktivitätsausfälle könnten um bis zu 30 Milliarden Euro pro Jahr reduziert werden.
  • Die Tabaksteuer-Einnahmen von 14 Milliarden würden verschwinden – aber die Gesellschaft hätte unter dem Strich ein Plus von 35-40 Milliarden Euro jährlich.

Ja, die Tabaksteuer würde wegfallen. Aber die Einsparungen wären um ein Vielfaches höher!

Und genau hier liegt das eigentliche Problem: Der Staat rechnet kurzfristig – er sieht nur die 14 Milliarden, die er jedes Jahr einnimmt, aber ignoriert, dass die Langzeitkosten des Rauchens viel höher sind.


4. Warum hält Deutschland an der Zigarette fest?

1. Politische Kurzsichtigkeit

Politiker denken in Wahlzyklen (4 Jahre), nicht in Jahrzehnten. Die langfristigen gesundheitlichen Vorteile würden erst nach 10-20 Jahren spürbar werden – das ist für viele Entscheidungsträger irrelevant.

2. Einfluss der Tabaklobby

Deutschland ist eines der wenigen EU-Länder, in denen Tabakwerbung im Kino und auf Plakatwänden noch erlaubt ist. Das liegt daran, dass die Tabakindustrie in Deutschland direkten Einfluss auf politische Entscheidungen hat.

3. Angst vor dem Steuerloch

Kein Politiker möchte derjenige sein, der 14 Milliarden Euro aus dem Haushalt verliert – selbst wenn die langfristigen Einsparungen die Verluste übersteigen.


5. Was müsste passieren, damit sich das ändert?

Wenn Deutschland wirklich eine rauchfreie Zukunft haben will, müsste es mutige Entscheidungen treffen:

E-Zigaretten und Nikotinalternativen als Schadensminimierung fördern
Die Liquidsteuer stoppen oder rückgängig machen
Eine ehrliche Aufklärung über weniger schädliche Alternativen betreiben
Die Tabakindustrie konsequent aus politischen Entscheidungen raushalten
Langfristig in Gesundheitsvorsorge investieren – statt nur kurzfristig Tabaksteuereinnahmen zu kassieren

Das alles würde nicht nur Leben retten, sondern Milliarden an Gesundheitskosten einsparen und die Wirtschaft langfristig entlasten.


6. Fazit: Deutschland muss sich entscheiden – Gesundheit oder Steuern?

Momentan profitiert der Staat vom Rauchen – aber nur kurzfristig. Langfristig zahlt die Gesellschaft einen viel höheren Preis. Es ist eine simple Rechnung:

  • Wenn das Rauchen bleibt, verdient der Staat 14 Milliarden, verliert aber 85 Milliarden jährlich.
  • Wenn das Rauchen verschwindet, verliert der Staat 14 Milliarden, spart aber langfristig bis zu 50 Milliarden jährlich.

Deutschland könnte das nächste Schweden sein. Oder das nächste Großbritannien. Aber dafür müsste sich die Regierung trauen, endlich langfristig zu denken – und nicht nur an die nächste Tabaksteuererhöhung.

Denn die Zigarette ist kein Wirtschaftsfaktor. Sie ist ein Milliardengrab, in das wir jedes Jahr tausende Menschen und Milliarden Euro versenken.

Die Frage ist nicht, ob Deutschland sich davon befreien kann – sondern wann es endlich passiert.

Thomas Frohnert aka Steamshots ist leidenschaftlicher Dampfer, Technik-Enthusiast und Betreiber von steamshots.de. Seit über zehn Jahren setzt er sich intensiv mit dem Thema Dampfen und Harm Reduction auseinander. Auf seinem Blog teilt er fundierte Einblicke, ehrliche Reviews und praxisnahe Tipps rund um Aromen, Hardware und aktuelle Entwicklungen der Branche. Sein Ziel: Aufklärung ohne Hype – sachlich, verständlich und mit einem persönlichen Touch.

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