Die EU und die Tabakregulierung: Wissenschaft oder politischer Blindflug?
Wie sich die EU-Kommission schwer damit tut, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen – ein Kommentar zur aktuellen Lage
Erstmal: Falls ihr euch das Original anschauen wollt, hier der Link zum Artikel, um den es geht: TobaccoIntelligence. Dort geht es um die Haltung der EU-Kommission zur Regulierung von Tabak und E-Zigaretten – oder besser gesagt, um deren fast schon poetische Untätigkeit.
EU-Kommission: Wir tun erstmal nichts. Warum? Na ja, einfach so!
Laut dem neuesten Arbeitsprogramm der EU-Kommission stehen keine umfassenden Überarbeitungen der Tabakproduktrichtlinie (TPD), der Tabakwerberichtlinie (TAD) oder der Tabaksteuerrichtlinie (TED) auf dem Plan. Man könnte jetzt meinen, das liegt daran, dass sie sich intensiv mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandergesetzt haben und festgestellt haben, dass ein panischer Regulierungswahn vielleicht doch nicht die beste Lösung ist.
Aber nein – das wäre zu logisch! Stattdessen sieht es eher nach einer Mischung aus politischem Poker und einer beispiellosen Verzögerungstaktik aus. Einerseits wird von „vorsichtiger Herangehensweise“ gesprochen, andererseits gibt es Stimmen wie die des EU-Kommissars Wopke Hoekstra, der E-Zigaretten und Tabak in einen Topf wirft und dabei das klassische Märchen von der „Suchtfalle“ herunterbetet. Natürlich ohne jegliche Differenzierung oder wissenschaftliche Belege, die diese Gleichsetzung tatsächlich stützen würden. Warum auch? Fakten sind ja so 2015.
Wissenschaft? Nein danke, wir haben Panikmache!
Hoekstra argumentiert, dass sowohl Rauchen als auch Dampfen „tödlich“ seien. Ein mutiges Statement – vor allem, wenn man bedenkt, dass die britische Gesundheitsbehörde (Public Health England) bereits 2015 klarstellte, dass E-Zigaretten mindestens 95 % weniger schädlich sind als herkömmliche Zigaretten. Man hätte ja denken können, dass solche Erkenntnisse über die Jahre den Weg nach Brüssel finden. Aber scheinbar bleiben wissenschaftliche Fakten irgendwo auf halber Strecke in einem europäischen Bürokratie-Nirwana stecken.
Stattdessen wird weiterhin die Schiene gefahren: „Wir müssen die Jugend schützen!“ – der ewige Totschlag-Slogan, wenn es darum geht, sinnvolle Harm Reduction-Maßnahmen auszubremsen. Die Frage, warum man dann Alkohol weiterhin in den Regalen stehen lässt, bleibt natürlich unbeantwortet.
Die Logik hinter den EU-Regulierungen: Einfach nicht logisch
Wenn wir uns anschauen, wie die EU mit dem Thema umgeht, könnte man glatt meinen, dass es hier um eine religiöse Angelegenheit geht, bei der die Dampfergemeinde als ketzerische Sekte betrachtet wird, die unbedingt bekehrt oder ausgelöscht werden muss. Dass Länder wie das Vereinigte Königreich oder Neuseeland längst auf E-Zigaretten als effektive Rauchentwöhnungsmethode setzen, scheint Brüssel herzlich wenig zu interessieren.
Stattdessen lässt man lieber „Experten“ zu Wort kommen, die wahrscheinlich ihre letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Anti-Vaping-Kampagnen der WHO bezogen haben. Dass diese Organisation seit Jahren im Kampf gegen Harm Reduction gefangen ist, spielt natürlich keine Rolle. Denn: Wer braucht schon wissenschaftliche Studien, wenn man eine gut klingende, aber faktisch falsche Schlagzeile haben kann?
World Vapers‘ Alliance: Widerstand mit einem Beigeschmack
Die World Vapers‘ Alliance (WVA) mischt sich regelmäßig in die Debatte ein und kritisiert die Fehlinformationen seitens der EU. Dies ist grundsätzlich lobenswert – aber man darf nicht vergessen, dass die WVA enge Verbindungen zur Tabakindustrie hat. Ihre Finanzierung stammt teilweise von Organisationen, die wiederum mit großen Tabakkonzernen in Verbindung stehen. Das hinterlässt natürlich einen gewissen Beigeschmack.
Während ihre Argumente oft korrekt sind – insbesondere, wenn es um die Vorteile von Harm Reduction geht –, sollte man sich immer bewusst sein, dass sie nicht ganz unabhängig agieren. Denn letzten Endes profitiert auch die Tabakindustrie vom Weiterbestehen des E-Zigaretten-Marktes. Das macht ihre Aussagen nicht automatisch falsch, aber es lohnt sich, sie mit einer gesunden Portion Skepsis zu betrachten.
Was bedeutet das für uns Dampfer?
So wie es aussieht, wird sich in der EU erstmal nichts Grundlegendes ändern. Das bedeutet aber auch: Die Bedrohung für Dampfer bleibt weiterhin bestehen. Ob es in Zukunft neue Steuererhöhungen, Aromenverbote oder Werbeverbote geben wird, ist noch unklar – aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch.
Die gute Nachricht? Die Kommission scheint sich mit neuen Regeln Zeit zu lassen. Die schlechte? Das könnte nur die Ruhe vor dem Sturm sein. Wer glaubt, dass man E-Zigaretten einfach in Ruhe lässt, weil die Faktenlage so eindeutig für sie spricht, hat die EU noch nicht verstanden.
Aber hey, bis dahin können wir ja einfach weiter dampfen, uns über die spannendsten neuen Dampfaromen freuen und dabei zusehen, wie Brüssel versucht, mit der Realität Schritt zu halten. Wer weiß, vielleicht kommt irgendwann doch noch der große Geistesblitz. Bis dahin: Vape on!