Portrait of a man in a grey hoodie exhaling blue vape smoke against a studio background.
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Niederlande im Fokus: Illegale TikTok-Vapes bringen Jugendliche ins Krankenhaus – warum das mit normalen E-Zigaretten nicht passieren kann

Skandal in den Niederlanden

In den Niederlanden sorgt ein Skandal für Aufsehen: Jugendliche landen nach dem Konsum von illegalen Vapes im Krankenhaus – einige von ihnen sogar im künstlichen Koma. RTL Nieuws berichtete im Mai 2025 von mindestens fünf jungen Menschen, die nach solchen Produkten beinahe gestorben wären. Vier davon mussten über längere Zeit künstlich beatmet werden. Ärzte berichten von kollabierten Lungen, schweren Asthmaanfällen und lebensbedrohlichen Atemstörungen.

Doch wie glaubwürdig sind diese Diagnosen wirklich? Und vor allem: Was steckt tatsächlich dahinter? Eine genauere Analyse zeigt: Das Problem sind nicht die regulierten E-Zigaretten, wie sie Millionen erwachsene Umsteiger nutzen, sondern illegale Schwarzmarkt-Produkte, die über TikTok und Snapchat massenhaft an Jugendliche verkauft werden – oft mit extrem hohen Nikotinwerten und giftigen Verunreinigungen.


Die Fälle: Jugendliche im künstlichen Koma

  • RTL Nieuws (Mai 2025): Mindestens fünf Jugendliche und junge Erwachsene in den Niederlanden in lebensbedrohlichem Zustand nach Konsum von Vapes.
  • Vier davon im künstlichen Koma.
  • Symptome: kollabierte Lungen (Pneumothorax), schwere Atemnot, Asthmaanfälle, COPD-ähnliche Zustände.
  • 16 Krankenhäuser meldeten vergleichbare Fälle, bei denen Jugendliche mit massiven Atemproblemen eingeliefert wurden.

Diese Fälle sind ernst – aber es wäre schlicht falsch, hier die reguläre E-Zigarette verantwortlich zu machen.


Die Produkte: TikTok-Vapes aus China

Recherchen von The Investigative Desk und Argos zeigen:

  • Es handelt sich um illegale Einwegprodukte, die über Social Media wie TikTok und Snapchat beworben werden.
  • Bunt, süß aromatisiert („Blueberry Ice“, „Cola“, „Cotton Candy“) – und klar auf Jugendliche zugeschnitten.
  • Nikotingehalt:
    • EU-legal: max. 20 mg/ml (≈ 2 % Nikotin).
    • Gefundene Schwarzmarktgeräte: teils 200–400 mg/ml – also das 10- bis 20-Fache.
    • In einem einzigen Stick so viel Nikotin wie in 200–400 Zigaretten.
  • Laboranalysen (Liverpool-Labor, im Auftrag von RTL):
    • Formaldehyd, Nickel, Blei, Eisen, Aceton – allesamt hochgiftig.
    • In 7 von 20 Proben krebserregendes Formaldehyd.
    • In 3 von 20 Proben neurotoxisches Blei.
    • Alle 20 Proben überschritten die gesetzlich erlaubte Kapazität.

Warum Nikotin allein nicht die Ursache ist

Der entscheidende Punkt: Selbst eine Überdosis Nikotin führt nicht zu Lungenkollaps oder Koma.

Dr. Bernd Mayer (Pharmakologe, Uni Graz)

  • Mayer widerlegte 2014 die falsche Lehrbuchangabe, dass 50–60 mg Nikotin tödlich seien.
  • Reale Daten aus Vergiftungsfällen zeigen:
    • Letale Dosis beim Menschen: 500–1000 mg gesamt, nicht 50 mg.
    • Umgerechnet: ca. 8–16 mg/kg Körpergewicht.
  • Mit einer regulären E-Zigarette ist es praktisch unmöglich, diese Dosis aufzunehmen.

Die körpereigenen Schutzmechanismen

  • Der Körper reagiert sofort: Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Schweißausbrüche.
  • Dieser Schutzreflex sorgt dafür, dass Konsumenten aufhören, bevor es lebensbedrohlich wird.
  • Darum gibt es so gut wie keine dokumentierten Nikotin-Todesfälle durch normales Dampfen.

👉 Fazit: Nikotin allein kann die in den Niederlanden berichteten Symptome nicht erklären.


Was steckt also wirklich dahinter?

  • Illegale Schwarzmarkt-Vapes enthalten nachweislich toxische Verunreinigungen.
  • Wahrscheinlich ist eine Mischung aus extremer Nikotindosis + giftigen Zusatzstoffen für die Krankheitsbilder verantwortlich.
  • Vergleich: EVALI in den USA 2019 – damals starben Jugendliche an Lungenversagen. Schuld war nicht Nikotin, sondern Vitamin-E-Acetat in illegalen THC-Carts.

Der fatale Unterschied: Legal vs. Illegal

  • Regulierte E-Zigaretten (EU):
    • Max. 20 mg/ml Nikotin.
    • Reinheitsgebote, strenge Qualitätskontrollen.
    • Keine giftigen Metalle oder Lösungsmittel.
  • Illegale TikTok-Vapes:
    • 10- bis 20-fache Nikotindosen.
    • Giftige Beimischungen.
    • Keine Kontrollen, keine Transparenz.
    • Zielgruppe: Jugendliche.

👉 Mit einer regulären E-Zigarette aus Europa ist ein Koma oder Lungenkollaps unmöglich.


Warum das Problem hausgemacht ist

Die Politik stranguliert den legalen Markt mit Steuern, Verboten und Geschmacksrestriktionen. Damit wird erwachsenen Rauchern der Zugang erschwert – und Jugendlichen bleibt das offene Tor zum Schwarzmarkt.
Das Ergebnis: Die gefährlichsten Produkte landen bei den Schwächsten – und am Ende heißt es: „E-Zigaretten bringen Jugendliche ins Krankenhaus.“


Ein Gedanke zum Schluss

Wenn man genauer hinschaut, wird eines klar: Kein seriöser Hersteller – weder in China noch in Europa – würde absichtlich Geräte produzieren, die mit 200- bis 400-facher Nikotindosis gefüllt sind. Das wäre geschäftlicher Selbstmord und völlig absurd.

Viel wahrscheinlicher ist:

  • Hinterhofproduktionen oder illegale Mischungen, die dann als „China-Ware“ nach Europa gelangen.
  • In Wahrheit ist es weniger ein „China-Problem“, sondern ein Schwarzmarkt-Problem.

Und man darf noch einen Gedanken weitergehen: Es wäre auch nicht das erste Mal, dass Fälle so konstruiert oder zumindest medial zugespitzt wirken, um E-Zigaretten insgesamt in ein schlechtes Licht zu rücken. Das Muster kennen wir: dramatische Schlagzeilen, pauschale Schuldzuweisungen, während die eigentliche Ursache im Schatten bleibt.

👉 Deshalb ist Differenzierung so wichtig: Reguliertes Dampfen ist sicher und hilft Rauchern. Der Schwarzmarkt – und womöglich auch gezielte Skandalisierung – sind das eigentliche Problem.

Thomas Frohnert aka Steamshots ist leidenschaftlicher Dampfer, Technik-Enthusiast und Betreiber von steamshots.de. Seit über zehn Jahren setzt er sich intensiv mit dem Thema Dampfen und Harm Reduction auseinander. Auf seinem Blog teilt er fundierte Einblicke, ehrliche Reviews und praxisnahe Tipps rund um Aromen, Hardware und aktuelle Entwicklungen der Branche. Sein Ziel: Aufklärung ohne Hype – sachlich, verständlich und mit einem persönlichen Touch.

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