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Die Wahrheit im Mund: Was E-Zigaretten wirklich mit unseren Zähnen machen

Eine neue CoEHAR-Studie bringt Klarheit über die orale Gesundheit beim Umstieg auf nicht-brennbare Nikotinprodukte


In der endlosen Debatte um die Risiken und Chancen von E-Zigaretten gibt es einen Bereich, über den erstaunlich wenig gesprochen wird: die Gesundheit im Mund. Sind E-Zigaretten schädlich für Zähne und Zahnfleisch? Trocknen sie den Mund aus? Oder sind sie gar eine sichere Alternative zum Rauchen auch aus zahnmedizinischer Sicht?

Eine neue, systematische Übersichtsarbeit mit Netzwerk-Metaanalyse, durchgeführt vom renommierten CoEHAR-Institut (Center of Excellence for the Acceleration of Harm Reduction), liefert erstmals umfassende Antworten. Veröffentlicht wurde die Arbeit im Journal of Dentistry unter dem Titel:

„Oral Health Effects of Non‑Combustible Nicotine Products: A Systematic Review and Network Meta‑Analysis of RCTs“

👉 Zur Originalstudie: DOI: 10.1016/j.jdent.2025.105910


Was wurde untersucht?

Das Ziel der Studie war klar definiert: Eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung der oralen Nebenwirkungen von nicht-brennbaren Nikotinprodukten (NCNPs). Dazu zählten:

  • E-Zigaretten
  • Nikotinkaugummis
  • Nikotinsprays
  • Snus
  • Placebos und Standardbehandlungen

Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob diese Produkte im Vergleich zueinander oder zu Placebos schädliche Effekte im Mund verursachen – z. B. Aphthen (schmerzhafte Entzündungen), Schleimhautreizungen oder trockenen Mund.


Methodik: Gründlich, transparent, robust

Die Forscher um La Rosa et al. durchforsteten die wissenschaftliche Literatur bis August 2024. Insgesamt flossen 36 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) in die Übersichtsarbeit ein. Davon konnten 21 Studien in die quantitative Netzwerk-Metaanalyse aufgenommen werden.

Die Stärke des Ansatzes lag in der Kombination aus systematischer Literaturrecherche, standardisierter Risikobewertung (RoB 2) und dem Einsatz von CINeMA zur Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse.

Die analysierten Nebenwirkungen umfassten:

  • Aphthen
  • Mundreizungen
  • Mundtrockenheit
  • Irritationen des Zahnfleischs

Verglichen wurde jeweils mit Placebo, Standardbehandlung oder einem anderen NCNP.


Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

1. E-Zigaretten: Mild und gut verträglich

In der Mehrzahl der Studien zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Nebenwirkungen im Vergleich zu Placebo. E-Zigaretten verursachten höchstens leichte Reizungen oder temporäre Trockenheit, meist zu Beginn der Anwendung.

Der Odds-Ratio (OR) für Mundreizungen lag bei 4,06, was eine Erhöhung gegenüber der Standardbehandlung darstellt – allerdings war die klinische Relevanz gering. In den meisten Fällen verschwanden diese Effekte nach wenigen Tagen.

2. Kaugummi, Spray und Snus: Kleinere Effekte

  • Nikotinkaugummi war mit einem leicht erhöhten Risiko für Aphthen assoziiert (OR 2,36)
  • Nikotinspray zeigte eine ähnliche Tendenz zu Schleimhautreizungen (OR 4,36)
  • Snus wies mit OR 13,56 eine deutlichere Irritation im Mundbereich auf, allerdings beruhend auf wenigen Fällen mit niedriger Evidenz

In allen Gruppen handelte es sich um milde, selbstlimitierende Symptome.

3. Keine schweren Schäden

Entscheidend: Es wurde kein einziges Mal über ernsthafte orale Gesundheitsschäden berichtet. Weder Parodontitis noch irreversible Schleimhautveränderungen wurden festgestellt. Dies steht in starkem Kontrast zum Konsum herkömmlicher Zigaretten.


Evidenzqualität: Einschränkungen ehrlich benannt

Die Autoren bewerteten die Evidenzqualität als „low“ bis „very low“, vor allem aufgrund von:

  • Kleinen Stichprobengrößen
  • Unterschiedlicher Erhebungsmethodik (z. B. subjektive Selbstauskünfte)
  • Kurzer Studiendauer

Dennoch seien die Ergebnisse konsistent, was auf eine grundsätzliche Unbedenklichkeit in Bezug auf die Mundgesundheit hindeute.


Warum das wichtig ist

Die Gesundheit des Mundraums ist nicht nur eine Frage des Komforts. Schlechte Mundhygiene oder chronische Reizungen sind eng mit ernsteren Problemen verbunden:

  • Zahnfleischentzündungen (Gingivitis)
  • Zahnverlust
  • Parodontitis
  • Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wenn ein Produkt zur Rauchentwöhnung beiträgt, aber gleichzeitig neue Probleme im Mund verursacht, wäre das kontraproduktiv. Die CoEHAR-Studie zeigt aber: Das ist bei E-Zigaretten nicht der Fall.


Was heißt das für Umsteiger?

Für alle, die vom Rauchen auf E-Zigaretten umsteigen wollen, ist die Studie eine gute Nachricht. In puncto Mundgesundheit gibt es keinen Anlass zur Sorge. Im Gegenteil:

  • Viele berichten über bessere Atmung durch die Nase
  • Weniger Zahnverfärbungen
  • Kein fauliger Tabakgeschmack mehr

Das bedeutet nicht, dass man auf zahnärztliche Kontrolle verzichten sollte. Aber der Übergang zu NCNPs kann ein echter Gewinn für die Gesundheit im Mund sein.


Und wie sieht’s beim Rauchen aus? Der bittere Vergleich

Unabhängig von aktuellen Studien ist seit Jahrzehnten bekannt, dass klassischer Tabakkonsum erhebliche orale Schäden verursacht.

Tabakrauch verursacht:

  • Chronische Entzündungen des Zahnfleisches
  • Parodontitis mit Knochenabbau
  • Schleimhautveränderungen, die als Krebsvorstufen gelten
  • Zahnverlust durch Lockerung und Infektion
  • Mundkrebs (Plattenepithelkarzinom)
  • Wundheilungsstörungen nach Zahnbehandlungen
  • Vermehrte bakterielle Plaque

Diese Effekte sind durch jahrzehntelange Forschung zweifelsfrei belegt und treten bei nahezu allen Rauchern früher oder später auf.


Fazit: E-Zigarette ist nicht perfekt – aber klar besser

Die Studie von CoEHAR liefert einen weiteren Baustein für eine sachliche Bewertung der E-Zigarette. Sie ist kein Wundermittel, aber sie ist in vielerlei Hinsicht ein Fortschritt. Besonders im Bereich der Mundgesundheit zeigt sich: Der Rauchstopp durch E-Zigaretten ist mit deutlich weniger Nebenwirkungen verbunden als oft behauptet.

Wer als Raucher den Umstieg wagt, darf aufatmen – nicht nur in der Lunge, sondern auch im Mund.


👉 Hier geht’s zur Studie in voller Länge (PubMed)

Wenn du willst, dass deine Zähne auch in Zukunft noch strahlen, dann triff die klügere Wahl.

Thomas Frohnert aka Steamshots ist leidenschaftlicher Dampfer, Technik-Enthusiast und Betreiber von steamshots.de. Seit über zehn Jahren setzt er sich intensiv mit dem Thema Dampfen und Harm Reduction auseinander. Auf seinem Blog teilt er fundierte Einblicke, ehrliche Reviews und praxisnahe Tipps rund um Aromen, Hardware und aktuelle Entwicklungen der Branche. Sein Ziel: Aufklärung ohne Hype – sachlich, verständlich und mit einem persönlichen Touch.

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