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InterTabac 2025 in Dortmund – Mein XXL-Recap: Zwischen Innovation, Regulierung und einem neuen Selbstbewusstsein der Branche

Die InterTabac ist für mich jedes Jahr ein Pflichttermin. Nicht, weil es dort nur neue Produkte zu bestaunen gibt, sondern weil diese Messe ein Barometer ist: Man spürt, wohin sich die Branche bewegt, welche Trends gesetzt werden und welche Probleme im Hintergrund schwelen. 2025 war das nicht anders – aber diesmal hatte ich das Gefühl, dass wir uns an einem echten Wendepunkt befinden.

Am Freitag, den 19. September, stand ich also wieder in den Dortmunder Messehallen – mitten unter Herstellern, Großhändlern, Politikvertretern und Brancheninsidern. Ein Tag, der für mich viel zu kurz war, aber voller Eindrücke, Gespräche und spannender Momente.


Ein Tag wie ein Klassentreffen – alte Bekannte und neue Gesichter

Das Schöne an der InterTabac ist: Sie ist mehr als eine Messe. Sie ist ein Treffpunkt. Schon nach wenigen Minuten hatte ich das Gefühl, wieder in einer vertrauten Runde zu sein. Ich habe viele alte Bekannte aus der Szene getroffen – Menschen, mit denen ich über die Jahre hinweg gemeinsam Höhen, Tiefen und Entwicklungen im Bereich E-Zigaretten und Harm Reduction erlebt habe.

Besonders gefreut hat mich der Austausch mit den Großhändlern Intrade, Ex-Trade und Innocigs. Dort gab es nicht nur Smalltalk, sondern wirklich gute Gespräche über Markttrends, Regulierung und neue Produkte. Und ja – ich war überrascht, wie viel Neues es tatsächlich gab. Gerade in einer Zeit, in der viele über Stagnation sprechen, war es erfrischend zu sehen, dass Innovation weiterhin stattfindet. Einiges habe ich mir auch direkt mitgenommen, um es später genauer unter die Lupe zu nehmen.

Aber nicht nur die „alten Hasen“ waren da. Neue Firmen drängen in den deutschen Markt und präsentierten spannende Innovationen. Man merkte, dass viele mit großem Ehrgeiz und klarer Strategie versuchen, sich hier zu etablieren. Manche Ideen wirkten noch ungewöhnlich, fast experimentell – aber genau das macht die Sache interessant.


BfTG und VdeH – zwei Stimmen, die Gewicht haben

Ein weiterer wichtiger Punkt meines Messefreitags: die Gespräche mit Verbänden.

Der BfTG (Bündnis für Tabakfreien Genuss) war präsent, und die Gespräche dort waren inspirierend. Für mich war es ein Highlight, weil es zeigt: Wir sind nicht alleine. Der BfTG kämpft seit Jahren für Harm Reduction, für sachliche Aufklärung und gegen die Flut an Desinformation, die oft in Medien und Politik vorherrscht.

Ebenfalls wichtig: der VdeH (Verband des E-Zigarettenhandels). Auch sie waren auf der Messe vertreten und haben klar Stellung bezogen. Ihre Botschaft war unmissverständlich: Wenn Politik und Regulierung weiterhin falsche Weichen stellen – etwa mit Aromenverboten oder einem Verbot von Einweggeräten – dann treibt man einen erheblichen Teil des Marktes in den Schwarzmarkt. Und genau das wäre fatal: weniger Kontrolle, weniger Verbraucherschutz, mehr illegale Produkte.

Für mich war es wichtig, diese Stimmen auf der Messe zu hören. Es reicht nicht, dass Hersteller und Händler Innovationen bringen. Es braucht auch Verbände, die politisch aktiv sind und die Interessen der Branche klar vertreten.


Culami und die molekulare Revolution

Natürlich war ich auch neugierig auf die Liquid-Hersteller – und da hatte die Messe einiges zu bieten. Ein Stand hat mich besonders gefesselt: Culami.

Hier ging es nicht nur um Aromen, sondern um etwas viel Grundsätzlicheres: die Herstellung von Liquids auf molekularer Ebene. Klingt verrückt? Vielleicht. Aber je mehr man sich damit beschäftigt, desto klarer wird, wie viel Potenzial dahinter steckt.

  • Konsistenz: Molekulare Herstellung bedeutet, dass Liquids gleichbleibend reproduzierbar sind – immer auf identischem Qualitätsniveau.
  • Reinheit: Verunreinigungen oder Schwankungen in der Produktion können reduziert werden.
  • Neue Möglichkeiten: Ganz neue Geschmacksrichtungen und Kombinationen werden denkbar, die mit klassischen Produktionsmethoden kaum erreichbar wären.

Für mich war Culami eines der echten Innovationshighlights der Messe. Es hat mich daran erinnert, dass die E-Zigaretten-Branche nicht stehenbleibt, sondern dass hier immer noch echte Forschung und Entwicklung stattfinden.


UltraBio und die neuen Owl Liquids

Ein weiteres Highlight war der Stand von UltraBio. Wer mich kennt, weiß: UltraBio ist seit Jahren für mich eine feste Größe, wenn es um Qualität im Liquid-Bereich geht.

2025 hatten sie die neuen Owl Liquids dabei – und die haben mich sofort begeistert. Intensiv im Geschmack, ausgewogen, modern und doch treu zu ihrer Linie. UltraBio beweist einmal mehr, dass man auch nach vielen Jahren noch überraschen kann, ohne seine Handschrift zu verlieren.

Es war für mich ein schönes Gefühl, zwischen all den politischen Diskussionen und den regulatorischen Sorgen einfach mal wieder gute Liquids zu probieren und mich daran zu erinnern, warum wir alle ursprünglich in dieser Szene angefangen haben: wegen des Geschmacks, wegen der Vielfalt, wegen des Genusses.


Nikotinbeutel – das Signal für tabakfreien Konsum

Ein Bereich, den man auf der InterTabac 2025 unmöglich übersehen konnte, waren die Nikotinbeutel. Gefühlt jede zweite Ecke der Messehallen war voll damit – und das nicht ohne Grund.

Nikotinbeutel stehen für tabakfreien Nikotinkonsum. Kein Tabak, keine Verbrennung, keine Teerstoffe – und trotzdem die Möglichkeit, Nikotin in kontrollierter Form zu konsumieren.

Ich habe mir viele Anbieter angeschaut, und die Vielfalt war beeindruckend:

  • Klassische Mint- und Mentholsorten.
  • Fruchtige Varianten mit intensiven Aromen.
  • Stärkere Dosierungen für erfahrene Nutzer.
  • Innovative Mischungen mit Koffein (Energy-Pouches) oder sogar CBD.

Für mich ist dieser Boom ein starkes Signal in Richtung Harm Reduction. Nikotinbeutel sind sauber, diskret, flexibel – und sie vermeiden viele der Probleme, die beim klassischen Rauchen entstehen. Dass sie so zahlreich auf der Messe vertreten waren, zeigt mir: Dieser Markt ist nicht nur ein Hype, er ist gekommen, um zu bleiben.


Von Einweg zu Mehrweg – ein echter Wendepunkt

Und dann war da noch das große Thema, das wie ein roter Faden durch viele Hallen lief: der Wandel von Einweg zu Mehrweg.

Noch vor wenigen Jahren dominierten Einweggeräte die Diskussion. 10.000, 20.000 oder sogar 35.000 Puffs – das war der Standard, mit dem Marken Aufmerksamkeit erregten. Auch 2025 gab es diese Geräte noch. Marken wie Fumot oder Elfbar präsentierten ihre neuesten Modelle mit absurden Puffzahlen.

Aber diesmal spürte man deutlich: Die Zukunft liegt woanders.

  • Podsysteme rücken in den Vordergrund. Sie sind wiederverwendbar, viele mit Pre-Filled Pods, manche nachfüllbar.
  • Kombinationslösungen wie „0+10“- oder „2+10“-Systeme bieten clevere Wege, die strengen EU-Vorgaben einzuhalten. Geräte mit leeren Pods, kombiniert mit 10-ml-Flaschen – ein System, das sowohl den Regulierern als auch den Händlern entgegenkommt.
  • Stärkere Akkus mit USB-C-Ladeoptionen machen Schluss mit dem kompletten Wegwerfen.

Für mich war das einer der spannendsten Trends der gesamten Messe. Die Branche reagiert. Sie erkennt, dass Einweggeräte politisch und gesellschaftlich immer stärker unter Druck geraten. Mehrweg ist nicht nur ein technischer Schritt, sondern ein strategischer.


Weniger Show, mehr Substanz

Ein Unterschied zu früheren Jahren war auch die Stimmung. Weniger große Show, weniger spektakuläre Stände, weniger Entertainment. Stattdessen: Business pur.

Und ganz ehrlich? Das hat mir gefallen. Es zeigt, dass die Branche verstanden hat, worum es gerade geht: nicht um Show, sondern um Substanz. Händler und Hersteller suchen nicht die nächste Glitzerbühne, sondern echte Lösungen für die Zukunft.


Heat-not-Burn – Tabakerhitzer bleiben eine feste Größe

Auch wenn E-Zigaretten und Nikotinbeutel für viele das sichtbarere Gesicht von Harm Reduction sind: Das Segment der Tabakerhitzer (Heat-not-Burn, kurz HNB) war auf der InterTabac 2025 ebenfalls stark vertreten. Und hier wird klar: Die großen Konzerne haben nicht vor, das Feld kampflos den Pod- und Pouch-Herstellern zu überlassen.

IQOS und TEREA – Philip Morris baut sein Reich weiter aus

Bei Philip Morris drehte sich alles um die IQOS ILUMA-Serie, die mit den TEREA-Sticks betrieben wird. Das System setzt auf induktive Heizung und ist technisch ausgereift – sauberer, schneller, komfortabler. Aber: Es ist ein geschlossenes Ökosystem. Nur TEREA funktioniert mit ILUMA. Ältere IQOS-Geräte sind nicht kompatibel.

Das bedeutet für Nutzer: Markenbindung pur. Wer sich für IQOS entscheidet, hängt fest im PMI-Universum. Für Händler wiederum heißt es: verlässliche Folgekäufe, aber auch weniger Flexibilität im Sortiment.

glo und NEO – BAT bleibt im Rennen

British American Tobacco (BAT) präsentierte sein glo-Portfolio. Auch hier gilt: Stick-Systeme wie NEO oder die tabakfreien Varianten VEO sind fester Bestandteil des Sortiments. Technisch solide, im Marketing stark – aber auch hier bleibt es bei klarer Markenbindung.

Ploom und EVO – der dritte im Bunde

Japan Tobacco International (JTI) brachte seine Ploom X– und Ploom AURA-Geräte mit, die mit den EVO-Sticks betrieben werden. Auch hier: ein geschlossenes System, ein eigener Stick, keine Cross-Kompatibilität.

lil und Fiit – KT&G aus Korea

Die koreanische Marke KT&G (mit ihrer „lil“-Serie) versucht ebenfalls, Fuß in Europa zu fassen. Die Fiit-Sticks sind solide, aber auch sie sind proprietär.


Rejo Multi Device – ein Gamechanger für Heat-not-Burn

Und genau an dieser Stelle kam für mich eines der absoluten Highlights der Messe ins Spiel: das Rejo Multi Device.

Zum ersten Mal steht ein HNB-Gerät auf dem Markt, das mit mehreren Stick-Marken kompatibel ist. Für die Branche ist das ein echter Paradigmenwechsel.

Was macht das Rejo Multi so besonders?

  • Kompatibilität über Marken hinweg: Nutzer können Sticks verschiedener Hersteller verwenden. Keine harte Markenbindung mehr, sondern Wahlfreiheit.
  • Dual-Heating: Zwei Heizmodi – klassisch per AirFlow-Heizung oder gleichmäßig per Ring-/Rund-Heizung. Das verspricht mehr Flexibilität und bessere Geschmacksentwicklung.
  • Effizienz: Im Rundheiz-Modus sind zwei Sessions pro Stick möglich. Das spart Geld, reduziert Verbrauch und verlängert die Nutzungsdauer.
  • Alltagstauglich: <20 Sekunden Aufheizzeit, bis zu 40 Sessions pro Akkuladung, USB-C, kompakte Bauweise (ca. 82 g).

Warum das wichtig ist

Bisher waren HNB-Nutzer gezwungen, sich für eine Marke zu entscheiden. Das führte zu einer Art „digitaler Gefangenschaft“ – vergleichbar mit Druckern, die nur mit eigenen Patronen laufen. Mit dem Rejo Multi bricht zum ersten Mal jemand dieses System auf.

Für Konsumenten bedeutet das: mehr Freiheit, mehr Auswahl, weniger Kosten.
Für Händler: weniger Sortimentszwang, mehr Flexibilität in der Beratung.
Für die Tabakriesen: ein echtes Problem – denn plötzlich haben sie die Kontrolle über ihr eigenes Ökosystem nicht mehr vollständig in der Hand.

Und genau das ist für mich der spannendste Punkt: Hier kommt Innovation von außerhalb der Tabakindustrie. Ein unabhängiger Anbieter stellt ein Gerät auf die Beine, das die Spielregeln ändert. Das ist Harm Reduction in Reinform – nutzerorientiert, flexibel, sinnvoll.


Zollkontrollen – der Schatten über der Messe

So positiv vieles auf der InterTabac war, es gab auch einen klaren Schatten: die Zollkontrollen.

Immer wieder hörte man davon, dass Beamte in Zivil durch die Hallen gingen, Produkte überprüften, auf Steuerstempel achteten und teilweise sogar Ware beschlagnahmten. Für viele Aussteller war das ein Schock – schließlich ist die InterTabac eigentlich ein Branchentreffpunkt, kein Schwarzmarkt.

Doch die Realität zeigt: Die Behörden haben die Szene längst im Visier. Ob Steuer, Tabakgesetz oder EU-Regularien – wer hier nicht absolut sauber arbeitet, läuft Gefahr, ins Fadenkreuz zu geraten.

Das Problem dabei: Statt Innovation zu fördern, erzeugt man Angst und Unsicherheit. Manche Aussteller wirkten sichtbar nervös, andere hatten ihre Produktpräsentationen schon von vornherein auf ein Minimum heruntergefahren, um ja keine Angriffsfläche zu bieten.

Für mich persönlich war das ein klares Signal: Die Regulierung sitzt wie ein Damoklesschwert über der Branche.


Tabakkonzerne vs. unabhängige Innovatoren

Ein weiterer roter Faden auf der Messe war der Kontrast zwischen den großen Tabakkonzernen und den unabhängigen Innovatoren.

  • Die Konzerne setzen auf ihre geschlossenen Systeme, starkes Marketing und gigantische Budgets. Sie sind professionell, dominant – aber auch berechenbar. Innovation findet meist nur in kleinen Schritten statt, immer streng an die eigene Markenlogik gebunden.
  • Die unabhängigen Anbieter dagegen bringen frische Ideen: Molekulare Liquids von Culami, flexible Podsysteme, das Rejo Multi Device. Hier spürt man echten Pioniergeist – und den Willen, etwas zu verändern.

Für mich war das eine der spannendsten Erkenntnisse: Die wirklichen Innovationen kommen oft nicht von den Großen, sondern von den Kleinen.


Mein Fazit – Die InterTabac 2025 als Wendepunkt

Als ich am Freitagabend die Messehallen verließ, war ich erschöpft – aber auch voller Eindrücke.

Die InterTabac 2025 hat mir gezeigt:

  • Die Branche ist in Bewegung. Einweggeräte sind nicht tot, aber der Trend geht klar Richtung Mehrweg, Pods und nachhaltigere Lösungen.
  • Nikotinbeutel boomen – ein starkes Signal für tabakfreien Konsum und Harm Reduction.
  • Liquids entwickeln sich weiter – Culami und UltraBio haben bewiesen, dass Geschmack und Qualität immer noch im Zentrum stehen.
  • Heat-not-Burn bleibt ein Pfeiler, aber mit dem Rejo Multi Device beginnt eine neue Ära der Wahlfreiheit.
  • Verbände wie BfTG und VdeH sind wichtige Stimmen, die politisch für die Branche kämpfen.
  • Regulierung und Zollkontrollen werfen lange Schatten, die Innovation ausbremsen können.

Trotz aller Unsicherheiten war die Messe für mich ein Beweis, dass Harm Reduction lebt. Sie wird nicht von oben gesteuert, sondern von unten getragen – von Händlern, Innovatoren, Verbänden und Konsumenten.

Die InterTabac 2025 war für mich kein Feuerwerk der Show, sondern ein nüchterner, ehrlicher Blick auf eine Branche, die sich neu erfindet. Und genau das macht sie so wichtig.

Thomas Frohnert aka Steamshots ist leidenschaftlicher Dampfer, Technik-Enthusiast und Betreiber von steamshots.de. Seit über zehn Jahren setzt er sich intensiv mit dem Thema Dampfen und Harm Reduction auseinander. Auf seinem Blog teilt er fundierte Einblicke, ehrliche Reviews und praxisnahe Tipps rund um Aromen, Hardware und aktuelle Entwicklungen der Branche. Sein Ziel: Aufklärung ohne Hype – sachlich, verständlich und mit einem persönlichen Touch.

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