Die neue „Schockstudie“ gegen E-Zigaretten – Wissenschaft oder Panikmache?
Es ist mal wieder soweit: Die nächste „bahnbrechende“ Studie, die uns vor den „tödlichen“ Gefahren des Dampfens warnen will, macht die Runde. Dieses Mal stammt sie von der Manchester Metropolitan University und wird von Dr. Maxime Boidin geleitet. Laut einem Mirror-Artikel, der das Ganze exklusiv präsentieren durfte (Hier der Originalartikel), sei Dampfen sogar schlimmer als Rauchen.
Ja, genau. Schlimmer als Rauchen. Die Aussage alleine reicht eigentlich schon, um sich mit der Hand vor die Stirn zu schlagen. Aber gut, schauen wir uns die „Studie“ mal genauer an.
Der Mann hinter der Studie: Wer ist Dr. Boidin?
Dr. Maxime Boidin ist kein Toxikologe, kein Epidemiologe, kein Lungenfacharzt. Er ist Experte für kardiologische Rehabilitation und Sportwissenschaft. Das bedeutet: Sein Fachgebiet ist es, Menschen nach Herzproblemen mit Bewegungstherapie wieder fit zu machen. Respektable Arbeit, aber warum er sich nun zum führenden Experten über E-Zigaretten aufschwingt, bleibt fraglich.
Seine bisherigen Forschungen beschäftigen sich hauptsächlich mit Trainingsmethoden für Menschen mit Herzkrankheiten. Dass er sich jetzt auf einmal für die „Langzeitwirkungen“ des Dampfens interessiert, ist also… sagen wir mal, ungewöhnlich.
Die „Studie“ – 18 Monate und plötzlich Langzeitdaten?
Laut dem Mirror lief die Studie 18 Monate. Dabei wurden Dampfer, Raucher und angeblich auch „vergleichbar fitte Menschen“ untersucht. Es wurden Gefäßmessungen durchgeführt, um zu sehen, ob Dampfen die Arterien beeinflusst.
Nun, hier kommt die erste Frage: Seit wann sind 18 Monate eine Langzeitstudie? Krankheiten wie Demenz, Krebs oder Organversagen entwickeln sich über Jahrzehnte, nicht in 1,5 Jahren. Wer also glaubt, dass man in so kurzer Zeit seriöse Langzeitdaten über eine so komplexe Thematik gewinnen kann, glaubt vermutlich auch, dass Einhörner existieren.
Aber keine Sorge, es wird noch besser.
Das große Dampfen: „Noch schlimmer als Rauchen“ – wirklich?
E-Zigaretten werden seit Jahren von renommierten Gesundheitsorganisationen wie Public Health England, Cochrane und dem Royal College of Physicians als mindestens 95 % weniger schädlich als Rauchen eingestuft.
Aber Dr. Boidin weiß es besser.
Er behauptet, dass Dampfen genauso schlimm oder gar schlimmer als Rauchen sei. Die Begründung? Vaper würden ständig weiterdampfen, während Raucher eine Pause zwischen den Zigaretten hätten. Ah ja.
Das ist ungefähr so, als würde man sagen: „Leute, die Wasser trinken, sind ungesünder als Alkoholiker, weil sie es ständig tun!“
Natürlich kann es sein, dass einige Dampfer mehr Nikotin konsumieren als frühere Raucher – aber die tatsächliche Nikotinaufnahme ist viel komplexer, als es in der Studie dargestellt wird. Wer sich wirklich für eine fundierte Analyse interessiert, dem empfehle ich meinen Artikel zu diesem Thema: Wie viel Nikotin bekommst du wirklich?.
Metalle, Giftstoffe und „grünes Erbrechen“ – Willkommen in der Horrorshow
Wie jede Anti-Vape-Story muss auch diese mit gruseligen Einzelberichten punkten. Der Mirror erwähnt Fälle von „grünem Erbrechen“, „Lungenschäden“ und sogar „organischem Versagen“.
Klar, es gibt sicherlich Fälle, wo übermäßiges Dampfen zu gesundheitlichen Problemen führen kann – genau wie beim übermäßigen Konsum von Wasser, Zucker oder Sauerstoff.
Aber dass E-Zigaretten plötzlich Demenz, Organversagen und Herzinfarkte verursachen sollen, ist eine völlig unbelegte Behauptung. Keine einzige seriöse Langzeitstudie belegt das. Aber hey, wer braucht schon Fakten, wenn man Panik verbreiten kann?
Kein Wort zur Vergleichsgruppe – wissenschaftlicher Standard? Fehlanzeige.
Ein weiteres Problem: Es wird nirgendwo erwähnt, ob eine Kontrollgruppe mit echten Nichtrauchern/Nichtdampfern existiert. Stattdessen vergleicht man einfach Dampfer mit Rauchern und stellt fest, dass beide „Schäden an den Arterien“ haben.
Ach was.
Nikotin ist bekannt dafür, kurzfristig die Blutgefäße zu verengen – egal ob es aus einer Zigarette, einer E-Zigarette oder einem Nikotinpflaster kommt. Wer hätte das gedacht?
Ohne eine echte Kontrollgruppe, die gar kein Nikotin konsumiert, ist diese „Erkenntnis“ also absolut wertlos. Es ist, als würde man eine Studie über Koffein machen, aber nur Cola-Trinker und Kaffee-Liebhaber vergleichen.
Der politische Kontext – Cui bono?
Großbritannien plant, Einweg-Vapes zu verbieten. Diese „Studie“ kommt da gerade recht. Noch besser: Boidin schlägt sogar vor, dass E-Zigaretten nur noch auf Rezept erhältlich sein sollten.
Genau. Eine bewährte Raucherentwöhnungshilfe, die Millionen Menschen geholfen hat, soll plötzlich nur noch über den Arzt zu bekommen sein. Und wer würde davon profitieren?
Richtig: Die Pharmaindustrie. Schließlich hat die jahrzehntelang Millionen mit Nikotinpflastern, Kaugummis und anderen Entwöhnungshilfen verdient, die gegen das Dampfen keine Chance mehr haben.
Das Fazit: Ein weiterer Angriff auf die E-Zigarette
Diese „Studie“ hat alle klassischen Anzeichen von Panikmache:
- Kurze Laufzeit (18 Monate sind KEINE Langzeitstudie!)
- Fehlende Kontrollgruppe (ohne Vergleich mit echten Nichtrauchern sinnlos)
- Hysterische Einzelfälle („grünes Erbrechen!“ – wirklich jetzt?)
- Politische Agenda (kommt zufällig genau dann, wenn neue Verbote geplant sind)
- Ignoranz gegenüber bestehender Wissenschaft (PHE, Cochrane & Co. wissen weniger als ein einzelner Sportwissenschaftler?)
Letztlich ist es nur eine weitere von vielen „Studien“, die darauf abzielt, das Dampfen in einem schlechten Licht darzustellen. Fakten? Fehlanzeige. Aber hey, es macht sich halt gut in den Schlagzeilen.
Bleibt die Frage: Wer profitiert davon? Und wann kommt endlich die „Studie“, die beweist, dass Wasser trinken tödlich sein kann?
Vielleicht in 18 Monaten.