Die UN und die verpasste Chance: Warum Tabakschadensminderung in die globale Gesundheitspolitik gehört
Ein Appell für eine pragmatische und menschenfreundliche Politik
Es ist eine traurige Realität: Jedes Jahr sterben weltweit Millionen von Menschen an den Folgen des Rauchens. Die medizinischen Fakten sind unumstritten, doch der politische Umgang mit dem Thema bleibt ein Minenfeld ideologischer Debatten. Die Vereinten Nationen (UN) stehen vor einer historischen Entscheidung: Werden sie die Wissenschaft anerkennen und die Tabakschadensminderung (Tobacco Harm Reduction, THR) als ernstzunehmende Strategie akzeptieren, oder bleiben sie bei veralteten Verbotspolitiken, die nachweislich versagen? Eine internationale Koalition von Verbraucherorganisationen hat jetzt ein starkes Zeichen gesetzt und die UN aufgefordert, endlich umzudenken.
Warum die Debatte um THR so wichtig ist
Viele Menschen verstehen Tabakschadensminderung falsch. Es geht dabei nicht um die Förderung von Nikotin oder das Verharmlosen des Rauchens, sondern um das Gegenteil: Es geht um das Retten von Menschenleben durch die Bereitstellung sicherer Alternativen. Laut aktuellen Schätzungen gibt es weltweit über 112 Millionen Konsumenten von risikoreduzierten Nikotinprodukten wie E-Zigaretten, Nikotinbeuteln oder Snus. Die Mehrheit davon sind ehemalige Raucher, die auf diese Weise dem unbestreitbar tödlichen Tabakkonsum entkommen sind.
Länder wie Schweden, Japan und Neuseeland zeigen, wie erfolgreich THR-Strategien sein können. Schweden beispielsweise steht kurz davor, als erste europäische Nation offiziell als „rauchfrei“ (weniger als 5 % Raucherquote) zu gelten. Der Grund? Die weitverbreitete Nutzung von Snus als Alternative zum Rauchen. Währenddessen haben Länder mit strikten Verboten, wie Australien oder Indien, das gegenteilige Problem: ein florierender Schwarzmarkt, der unsichere Produkte und kriminelle Strukturen fördert.
Die Forderung an die UN: Wissenschaft statt Ideologie
Eine Koalition aus Organisationen wie CASA Africa, ARDT Iberoamerica und der asiatisch-pazifischen CAPHRA (Coalition of Asia Pacific Tobacco Harm Reduction Advocates) hat in einem Schreiben an die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Gesundheit, Dr. Tlaleng Mofokeng, klargestellt, dass Tabakschadensminderung ein zentrales Prinzip der öffentlichen Gesundheit sein muss. Die Argumentation ist so einfach wie stichhaltig:
- THR ist bereits eine etablierte Strategie in anderen Bereichen: Bei Drogenmissbrauch setzt die UN auf Schadensminderung (z. B. durch saubere Spritzenprogramme und Methadonbehandlung). Warum also nicht auch beim Tabakkonsum?
- Restriktive Politik fördert den Schwarzmarkt: Wo legale, regulierte Alternativen verboten werden, blüht der illegale Handel. Die Folge: unsichere Produkte und fehlender Verbraucherschutz.
- Verweigerung von Alternativen verletzt das Recht auf Gesundheit: Millionen von Menschen sterben jährlich am Rauchen, während ihnen lebensrettende Alternativen verwehrt werden.
- Die wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Laut Public Health England (heute Office for Health Improvement & Disparities) ist Vaping mindestens 95 % weniger schädlich als Rauchen.
Falschinformationen und die Folgen politischer Ignoranz
Ein großes Hindernis bleibt die Desinformation. In vielen Ländern wird Vaping immer noch mit Rauchen gleichgesetzt. Ein Beispiel dafür ist Südafrika, wo die Regierung lange behauptete, E-Zigaretten seien ebenso gefährlich wie herkömmliche Tabakprodukte. Diese Fehlinformationen wurden genutzt, um strenge Gesetze durchzusetzen, die letztlich die gesundheitlichen Chancen von Rauchern massiv einschränkten. Dr. Derek Yach, ein weltweit anerkannter Experte für Tabakpolitik, erklärt in einem aktuellen Interview, wie falsche Regulierungen in Südafrika den Schwarzmarkt gestärkt und Innovationen blockiert haben.
Die Hoffnung: Ein Umdenken in der UN?
Trotz der politischen Widerstände gibt es Anzeichen für ein Umdenken. Die Tatsache, dass eine so einflussreiche Koalition eine offizielle Stellungnahme an die UN richtet, zeigt, dass der Druck auf die Entscheidungsträger wächst. Sollte die UN ihre Haltung zu THR überdenken und risikoreduzierte Produkte als Werkzeug der öffentlichen Gesundheit anerkennen, könnte das ein globaler Wendepunkt sein.
Es geht hier nicht nur um politische Machtspiele oder wirtschaftliche Interessen. Es geht um echte Menschen, um Leben, die gerettet werden könnten. Die Fakten liegen auf dem Tisch. Jetzt ist es an der UN, zu entscheiden, ob sie auf die Wissenschaft hört oder weiterhin an einer gescheiterten Verbotspolitik festhält.
Quelle: Vaping Post