🚭 „Aromenverbot statt Aufklärung: Warum Streecks Forderung den falschen Weg weist“
Bundesdrogenbeauftragter Hendrik Streeck fordert ein Verbot sogenannter „Kinder-Geschmacksrichtungen“ bei E-Zigaretten. Mango, Erdbeere, Wassermelone – verboten, weil angeblich Jugendliche angelockt werden. Doch bei genauer Betrachtung zeigt sich: Hier wird nicht Jugendschutz betrieben, sondern Symbolpolitik. Sie schadet den Falschen, nützt den Falschen – und geht am eigentlichen Problem vorbei.
1. Wer dampft wirklich?
Über 95 Prozent der erwachsenen Dampfer sind ehemalige oder aktuelle Raucher. Für sie sind Aromen nicht „Spielzeug“, sondern ein zentrales Hilfsmittel, um vom Tabak wegzukommen. Der Schritt von der Tabakzigarette zur E-Zigarette gelingt vor allem deshalb, weil Aromen den Ausstieg erleichtern. Ein Aromenverbot trifft daher nicht Jugendliche – sondern erwachsene Ex-Raucher, die sich von der Zigarette lösen wollen.
2. Jugendschutz wird vorgeschoben
Schon heute ist der Verkauf von E-Zigaretten an Jugendliche verboten. Das steht im Jugendschutzgesetz und gilt bundesweit. Das Problem liegt nicht im Gesetz, sondern im Vollzug: fehlende Kontrollen, lasche Online-Abfragen, Händler, die nicht sorgfältig prüfen. Ein Aromenverbot ändert daran nichts. Wer wirklich Jugendliche schützen will, muss Gesetze durchsetzen – nicht Erwachsene bevormunden.
3. Aromen sind kein „Kinderprodukt“
Niemand käme auf die Idee, Cocktails mit Erdbeere oder Minze als „Kindergetränke“ zu bezeichnen. Erwachsene genießen Vielfalt im Geschmack – auch beim Dampfen. Der Erfolg der E-Zigarette liegt gerade darin, den Tabakgeschmack hinter sich lassen zu können. Aromen sind also kein Köder für Kinder, sondern der Schlüssel für den Ausstieg aus dem Rauchen.
4. Symbolpolitik mit realen Schäden
Ein Aromenverbot hätte drastische Folgen:
- Viele Ex-Raucher verlieren ihre Alternative und greifen wieder zur Zigarette.
- Der Schwarzmarkt wächst, mit Liquids aus dubiosen Quellen ohne Kontrolle.
- Kleine Fachhändler verschwinden, während große Tabakkonzerne profitieren, die Standardprodukte durchdrücken können.
So entsteht mehr Risiko statt weniger Schaden – das genaue Gegenteil von Gesundheitsvorsorge.
5. Internationale Erfahrungen
In mehreren US-Bundesstaaten führte ein Aromenverbot zu steigenden Zigarettenverkäufen. In Neuseeland musste die Regierung ihre strengen Regeln zurücknehmen, weil der Schwarzmarkt explodierte. In England dagegen, wo Aromen erlaubt sind und Dampfen als Ausstiegshilfe gilt, sinkt die Raucherquote kontinuierlich. Deutschland würde mit einem Verbot also den falschen Weg gehen.
6. Wer profitiert wirklich?
Hier lohnt ein Blick hinter die Kulissen:
- Pharmaindustrie verdient an Nikotinersatzprodukten wie Pflastern oder Sprays – jedes Verbot von E-Zigaretten stärkt diesen Markt.
- Tabakkonzerne haben kein Problem mit harten Regeln: Sie können sich die Zulassungen leisten, kleine Hersteller nicht. Das Ergebnis ist Marktkonzentration.
- Politik und Medien lieben einfache Schlagzeilen. „Kinder-Aromen verbieten“ lässt sich leichter verkaufen als eine ehrliche Debatte über Harm Reduction.
Die Verlierer sind die Verbraucher – insbesondere Ex-Raucher, die sich mit Erfolg vom Tabak befreit haben.
7. Einflusskanäle bei Streeck
Streecks Forderungen fallen nicht vom Himmel. Sie spiegeln vor allem drei Einflüsse wider:
- Partei-Logik (CDU): Konservative Ordnungspolitik und „harte Hand beim Jugendschutz“ sind klassischer Kurs der Union. Streeck fügt sich nahtlos ein.
- Amt & Nähe zum Gesundheitsministerium: Als Drogenbeauftragter und CDU-Abgeordneter hat Streeck direkten Zugang zu den Schaltstellen. Sein Ehemann Paul Zubeil arbeitet als Unterabteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium für internationale Gesundheitspolitik. Das bedeutet keine Lobbysteuerung, aber kurze Wege und Netzwerke, die Gewicht verleihen.
- Internationale Blaupausen: Die EU-Tabakrichtlinie und die WHO fordern seit Jahren Einschränkungen bei „attraktiv machenden Aromen“. Deutschland greift diesen Rahmen auf, ohne eigene Evidenz für die tatsächlichen Folgen vorzulegen.
Wichtig: Es gibt keine Belege für direkte Pharma- oder Tabakgelder an Streeck. Seine Linie ist eine Mischung aus CDU-Ordnungspolitik, internationalen Vorgaben und persönlicher PR-gestützter Sichtbarkeit seit der Corona-Zeit.
8. Was wirklich nötig wäre
Statt neue Verbote zu erfinden, bräuchte Deutschland:
- Strenge Kontrollen beim Verkauf – besonders online.
- Aufklärung, die Jugendliche ernst nimmt, statt Verbote, die sie umgehen.
- Förderung von Harm Reduction, damit Raucher den Ausstieg schaffen.
- Transparenzregeln für Politik und Beauftragte, damit klar wird, welche Akteure und Netzwerke ihre Arbeit beeinflussen.
Das wäre ehrliche Prävention und echter Gesundheitsschutz.
Fazit
Streecks Aromenverbot ist ein politisch einfacher, aber gesundheitlich gefährlicher Vorstoß. Es zeigt, wie Symbolpolitik funktioniert: Schlagzeilen erzeugen, ohne Probleme zu lösen. Wer wirklich Leben retten will, setzt auf konsequenten Jugendschutz und klare Förderung von weniger schädlichen Alternativen.
Denn eins ist sicher: Erdbeere, Mango oder Minze töten niemanden – Tabakzigaretten schon.
Quelle: https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/streeck-vapes-geschmack-forderung-verbot-100.html