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ZOLL MACHT BEUTE, KEINE GERECHTIGKEIT: Warum die 3,3-Tonnen-Razzia gegen E-Zigaretten kein Erfolg, sondern ein Symptom eines korrupten Systems ist

Am 24. Juli 2025 meldeten deutsche Zollbehörden einen „großen Erfolg“ im Kampf gegen illegale E-Zigaretten. In Emmerich, nahe der niederländischen Grenze, wurde ein Lkw aus den Niederlanden gestoppt. Der Verdacht: Schmuggel von nikotinhaltigen E-Liquids ohne Steuerbanderole. Was man fand, waren 3,3 Tonnen E-Zigaretten-Ware mit über 753 Litern nikotinhaltiger Flüssigkeit. Bei einer anschließenden Durchsuchung in Wuppertal entdeckten Ermittler weitere 190 Liter E-Liquid. Der geschätzte Steuerverlust: 245.000 Euro.

Für den Zoll ist das ein „Sieg für den Verbraucherschutz“. Für Medien ein reiner Kriminalfall. Für einige Branchenverbände ein Grund zur Gratulation. Und auch das Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) lobt die Aktion in einer ersten Stellungnahme: Man stärke mit solchen Einsätzen das legale Geschäft und schütze Verbraucher vor „unsicheren Produkten“.

Doch was steckt wirklich hinter dieser Meldung? Wer sind die wahren Profiteure solcher Aktionen? Und wieso spricht eigentlich niemand über die Heuchelei dahinter?


Der Fall – 3,3 Tonnen Dampf unter Verdacht

Die Szene ist typisch für das, was mittlerweile regelmäßig an deutschen Grenzübergängen geschieht. Ein anonymer Lkw, eine scheinbar legale Warenlieferung, doch im Inneren befinden sich E-Zigaretten oder E-Liquids, die nicht nach den deutschen Vorgaben versteuert wurden. Genauer gesagt: Produkte, die in einem anderen EU-Land rechtmäßig verkauft, aber beim Import nach Deutschland nicht ordnungsgemäß gemeldet wurden. Damit fehlt der sogenannte Steuerstempel nach dem Tabaksteuermodell von 2022.

Der Zoll spricht von einem Fall von Steuerhinterziehung. Und natürlich ist es formal gesehen genau das: Laut Paragraph XYZ des Tabaksteuergesetzes müssen nikotinhaltige Flüssigkeiten mit 0,26 Euro pro Milliliter versteuert werden. Bei 753 Litern ergibt das einen Betrag von rund 195.000 Euro. Rechnet man die zusätzlichen 190 Liter aus Wuppertal dazu, kommt man auf die vom Zoll genannten 245.000 Euro „verlorener Steuern“.

Doch ist das wirklich ein Verbrechen? Oder eher der Aufschrei eines Staates, der seine absurde und bürgerfeindliche Politik mit harter Hand durchsetzt?


Die Scheinheiligkeit der Kontroll-„Erfolge“

Der mediale Spin solcher Aktionen ist eindeutig: „Der Staat handelt. Die Behörden sind wachsam. Die Schmuggler werden bestraft.“ Doch was bleibt bei all dem auf der Strecke? Die Diskussion um die Legitimität dieser Regeln.

E-Zigaretten sind keine Tabakprodukte. Sie verbrennen keinen Tabak, sondern verdampfen Flüssigkeiten. Sie verursachen – laut internationaler Studien – bis zu 95 % weniger Schäden als klassische Zigaretten. Trotzdem wurden sie in Deutschland in das Tabaksteuergesetz gepresst, als wären sie gleichzusetzen mit Glimmstängel und Teer. Eine Steuer von 0,26 Euro pro Milliliter treibt die Preise für 10 ml Fläschchen auf bis zu 7 oder 8 Euro – ohne dass auch nur ein Cent in echte Aufklärung oder Schadensminderung fließt.

Und genau diese Steuer ist es, die nun zur Grundlage für eine Kriminalisierung geworden ist. Der Zoll handelt nicht im Interesse der Verbraucher, sondern als verlängerter Arm eines fiskalischen Kontrollapparats. Er ist nicht der Hüter der Gesundheit, sondern der Geldeintreiber eines Staates, der Harm Reduction systematisch untergräbt.


Wer profitiert von solchen Meldungen?

Es ist kein Zufall, dass Branchenverbände wie der VdeH und der BfTG solche Einsätze beklatschen. Je mehr der illegale Markt unterdrückt wird, desto mehr profitieren die großen Anbieter mit Finanzkraft, Logistik und legaler Infrastruktur. Die kleinen, unabhängigen Händler gehen kaputt. Der Markt wird bereinigt, aber nicht zugunsten der Verbraucher, sondern zugunsten von Macht und Kapital.

Doch selbst diese Profiteure sitzen auf einem Pulverfass: Der Staat kontrolliert nicht alle Seiten des Markts. Besonders auffällig: Hardware, also Geräte, Verdampfer, Akkuträger, wird nicht einmal ansatzweise so kontrolliert wie Liquids. Es gibt keine Steuer, keine verpflichtende Anmeldung, keine Zertifizierungsstellen mit echter Kontrollfunktion. Zwar gibt es eine sechsmonatige „Stillhaltefrist“ für neue Geräte, doch diese wird faktisch ignoriert. Niemand kontrolliert, was angemeldet wurde. Niemand testet, ob ein Gerät sicher ist. Hauptsache: Der Steueranteil der Liquids stimmt.

Das ist nicht Verbraucherschutz. Das ist Heuchelei.


Die strukturelle Willkür eines Systems

Wer glaubt, der Zoll wäre der neutrale Schiedsrichter im Kampf gegen Schwarzmarkt und Gesundheitsrisiken, verkennt die Realität. Die Behörde ist Teil eines Systems, das einzig auf Einnahmeerzeugung ausgerichtet ist. Dabei ist die aktuelle Steuer auf E-Zigaretten weder verhältnismäßig noch fair. Sie ist ein Ergebnis von Lobbydruck, Unwissen und politischem Kalkül. Während der Staat mit einer Hand Liquid-Händler verfolgt, streicht er mit der anderen Milliarden an Tabaksteuern ein und lässt die wirklich schädlichen Produkte weitgehend unbehelligt weiterverkaufen.

Wenn die WHO und viele europäische Staaten ernsthaft von Schadensminderung sprechen, wieso dann dieser finanzielle und gesetzliche Druck auf die sicherere Alternative? Warum keine Steuer auf Geräte? Warum keine Förderung für Aufklärung und Umstieg? Warum dieser einseitige Fokus auf Kriminalisierung?


Fazit – Kein Sieg, sondern ein Offenbarungseid

Die 3,3 Tonnen beschlagnahmter E-Zigaretten sind kein Beweis für die Wirksamkeit der Zollpolitik. Sie sind ein Beweis für deren Scheitern. Denn wer ein Produkt so massiv verteuert und kriminalisiert, dass sich ein illegaler Markt lohnt, hat kein Gesetz geschaffen – sondern eine Einladung zum Unterlaufen. Der Staat löst hier kein Problem. Er erzeugt es.

Und schlimmer noch: Er verkauft die Repression auch noch als Erfolg. Als Schutz für den Verbraucher. Dabei wird nicht geschützt, sondern bestraft. Nicht aufgeklärt, sondern eingeschüchtert. Und nicht reguliert, sondern monopolisiert.

Als Konsument, Händler oder einfach nur als denkender Mensch darf man diesen Spin nicht akzeptieren. Es ist Zeit, den Finger auf die wahren Missstände zu legen. Nicht auf den Lkw-Fahrer, nicht auf den Liquidhersteller – sondern auf ein System, das lieber kassiert als versteht.

Thomas Frohnert aka Steamshots ist leidenschaftlicher Dampfer, Technik-Enthusiast und Betreiber von steamshots.de. Seit über zehn Jahren setzt er sich intensiv mit dem Thema Dampfen und Harm Reduction auseinander. Auf seinem Blog teilt er fundierte Einblicke, ehrliche Reviews und praxisnahe Tipps rund um Aromen, Hardware und aktuelle Entwicklungen der Branche. Sein Ziel: Aufklärung ohne Hype – sachlich, verständlich und mit einem persönlichen Touch.

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