Kinderwunsch und Nikotin: Warum die E-Zigarette dem klassischen Rauchen deutlich überlegen ist
Neue Studie zeigt: Dampfen verbessert die Fruchtbarkeit des Mannes und erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche IVF-Behandlung
Warum das Thema viele Paare betrifft
Ungewollte Kinderlosigkeit ist für viele Paare eine enorme seelische Belastung. Besonders wenn eine künstliche Befruchtung wie IVF oder ICSI notwendig wird, wächst der Druck. Während viele den Fokus auf die Frau legen, zeigt eine neue wissenschaftliche Studie aus Südkorea deutlich: Auch die Lebensweise des Mannes spielt eine entscheidende Rolle. Und hier kommt ein Fakt ins Spiel, der Millionen Männer betrifft – der Konsum von Nikotin. Aber: Es macht einen gewaltigen Unterschied, wie man Nikotin konsumiert. Die neue Studie zeigt, dass Dampfen gegenüber dem klassischen Rauchen deutliche Vorteile mit sich bringt.
Die neue Studie aus Südkorea: Ein wissenschaftlicher Meilenstein
Veröffentlicht am 3. Juli 2025 in der renommierten Fachzeitschrift Scientific Reports (Nature), untersuchten südkoreanische Wissenschaftler den Einfluss von klassischem Rauchen und Dampfen auf die Spermienqualität und die Erfolgschancen bei IVF- und ICSI-Behandlungen. Der volle Titel der Studie lautet: „Impact of conventional cigarette and electronic cigarette use on sperm quality and IVF/ICSI outcomes„. Hier geht’s zur Originalstudie
Untersucht wurden 296 Männer, die ausschließlich entweder Tabakzigaretten rauchten (n = 151) oder E-Zigaretten konsumierten (n = 145). Mischkonsum wurde ausgeschlossen. Die weiblichen Partnerinnen waren Nichtraucherinnen, um den Einfluss des männlichen Nikotinkonsums isoliert betrachten zu können. Alle Paare unterzogen sich einer IVF- oder ICSI-Behandlung im Zeitraum zwischen Mai 2022 und Januar 2024.
Das Ergebnis: E-Zigaretten-Nutzer schneiden in mehreren Bereichen besser ab
Die Studienautoren verglichen verschiedene Parameter, darunter Samenqualität, Hormonwerte sowie IVF/ICSI-Ergebnisse. Dabei zeigten sich folgende signifikante Unterschiede:
- Lebendgeburtenrate: Deutlich höher in der E-Zigarettengruppe (55,9 %) als in der Rauchergruppe (41,1 %); p = 0,011
(Anteil der Schwangerschaften, die mit der Geburt eines lebenden Kindes enden) - Fehlgeburtenrate: Erheblich niedriger bei Dampfern (12 %) im Vergleich zu Rauchern (36,3 %); p < 0,05
(Anteil der Schwangerschaften, die vor der 20. Woche enden) - Spermienmotilität: Besser in der Dampfergruppe; p = 0,014
(Beweglichkeit der Spermien, wichtig für das Erreichen der Eizelle) - Prolaktinspiegel im Serum: Niedriger bei E-Zigarettennutzern; p = 0,029
(Prolaktin ist ein Hormon, das in erhöhter Konzentration die männliche Fruchtbarkeit stören kann) - Spermienkonzentration: Etwas niedriger bei Dampfern (71,8 Mio/ml) als bei Rauchern (81,6 Mio/ml); p = 0,007
(Anzahl der Spermien pro Milliliter Ejakulat; beide Werte liegen im Normbereich laut WHO)
Zudem wurden keine Unterschiede bei anderen IVF-relevanten Parametern festgestellt:
- Anzahl gewonnener Oozyten:
(Oozyten = Eizellen, die bei der Frau entnommen werden) - 2PN-Zellzahl:
(Zahl der Embryonen mit zwei Vorkernen, die auf eine erfolgreiche Befruchtung hindeuten) - Fertilisationsrate:
(Prozentsatz der erfolgreich befruchteten Eizellen)
Dies legt nahe, dass der hauptsächliche Einfluss über die Qualität der männlichen Keimzellen und hormonelle Faktoren erfolgt.
Bedeutung der Studie: Weniger Risiko, mehr Erfolg bei Kinderwunsch
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass männliche E-Zigarettennutzer im Vergleich zu klassischen Rauchern bessere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kinderwunschbehandlung haben. Besonders die deutlich reduzierte Fehlgeburtenrate und die höhere Zahl an Lebendgeburten sind klinisch relevant. Die verbesserte Spermienbeweglichkeit könnte dabei eine zentrale Rolle spielen, ebenso wie das niedrigere Prolaktin, das für ein hormonelles Gleichgewicht wichtig ist.
Einschränkungen der Studie
Die Autoren weisen selbst auf einige Limitationen hin:
- Es gab keine Vergleichsgruppe aus nikotinfreien, nichtkonsumierenden Männern.
- Die Art der verwendeten E-Zigaretten (Geräte, Aromen, Nikotinstärken) wurde nicht differenziert erfasst.
- Es handelt sich um eine retrospektive Kohortenstudie, nicht um eine randomisierte kontrollierte Untersuchung.
(Retrospektiv = aus bereits vorhandenen Daten rückblickend analysiert; Kohortenstudie = Beobachtungsstudie über eine definierte Gruppe)
Trotzdem liefert die Studie solide Hinweise darauf, dass der Umstieg vom Rauchen auf das Dampfen im Hinblick auf Fruchtbarkeit und IVF/ICSI-Erfolg positiv zu bewerten ist.
Fazit: Dampfen ist dem Rauchen klar überlegen – auch in Sachen Fruchtbarkeit
Die neue Studie aus Südkorea bestätigt, was bereits in anderen gesundheitlichen Bereichen beobachtet wurde: Dampfen reduziert das gesundheitliche Risiko im Vergleich zum Rauchen erheblich. Im konkreten Kontext der männlichen Fertilität bedeutet das: bessere Spermienwerte, höhere Lebendgeburtenraten und weniger Fehlgeburten. Paare mit Kinderwunsch sollten diese Erkenntnisse in ihre Entscheidungen einbeziehen.
Hier geht’s zur Originalveröffentlichung der Studie (Nature)