Griechenlands geplantes Aromaverbot: Schutz für Jugendliche oder gefährlicher Rückschritt?
Was passiert in Griechenland? Ein Überblick über Fakten und Hintergründe
In Griechenland bahnt sich eine weitreichende gesetzliche Änderung an: Die Regierung unter Premierminister Kiriakos Mitsotakis plant, Aromen für E-Zigaretten weitgehend zu verbieten. Nur noch Tabak- und Minzgeschmack sollen erlaubt bleiben. Der Vorschlag ist Teil eines umfassenderen Gesetzes, das den Zugang Minderjähriger zu Alkohol- und Tabakprodukten drastisch einschränken soll.
Der Anstoß für diese Gesetzesinitiative kam nach mehreren Vorfällen, bei denen Jugendliche nach übermäßigem Alkoholkonsum in Nachtclubs medizinisch behandelt werden mussten. Gesundheitsminister Adonis Georgiadis begründet das geplante Aromaverbot primär mit dem Schutz der Jugend. Aromatisierte E-Zigaretten seien, so die Argumentation, besonders für Minderjährige attraktiv und würden diese zum Dampfen verführen.
Studien aus Griechenland unterstützen diese Argumentation zumindest teilweise: Laut einer landesweiten Untersuchung aus dem Jahr 2022 hatten 38,6 % der Zehntklässler bereits Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht. 10,8 % gaben an, in den letzten zehn Tagen mehrfach gedampft zu haben. Diese Zahlen zeigen zweifellos, dass das Dampfen unter Jugendlichen ein Thema ist.
Das geplante Gesetz befindet sich aktuell noch in der Phase der internen Beratungen und öffentlichen Konsultation. Sollte es tatsächlich verabschiedet werden, müsste es von der Europäischen Kommission genehmigt werden — ein Prozess, der bis zu sechs Monate dauern kann.
Die Reaktionen auf das Vorhaben sind gespalten: Während die Regierung auf Zustimmung in Teilen der Öffentlichkeit und bei Jugendschutzorganisationen stößt, kommt scharfe Kritik von der Greek Vapers‘ Alliance sowie internationalen Gruppen wie der World Vapers‘ Alliance. Kritiker warnen, dass das Verbot Ex-Raucher zurück zu herkömmlichen Zigaretten treiben oder auf den Schwarzmarkt verlagern könnte. Auch wird auf die wirtschaftlichen Auswirkungen hingewiesen: Die griechische E-Zigarettenbranche umfasst etwa 10.000 Arbeitsplätze, die durch das Verbot bedroht wären.
Zusammengefasst: Griechenland plant ein strenges Eingreifen in den Markt für aromatisierte E-Zigaretten mit der Begründung, die Jugend besser schützen zu wollen. Befürworter sehen darin einen wichtigen Schritt für die öffentliche Gesundheit, Kritiker hingegen eine Maßnahme mit potenziell gravierenden Nebenwirkungen.
Kritische Betrachtung: Jugendlicher Schutz oder erwachsene Gängelung?
Was auf den ersten Blick wie ein lobenswerter Schutz der Jugend erscheint, wirkt bei näherem Hinsehen wie eine Maßnahme mit weitreichenden, negativen Konsequenzen für die öffentliche Gesundheit und die individuelle Freiheit.
E-Zigaretten gelten in vielen Studien und Public-Health-Programmen weltweit als wirksames Mittel zur Rauchentwöhnung. Der Umstieg auf E-Zigaretten hat Millionen Menschen geholfen, die weit gesundheitsschädlicheren Tabakprodukte hinter sich zu lassen. Aromen spielen dabei eine entscheidende Rolle: Studien zeigen, dass Erwachsene viel eher bei der E-Zigarette bleiben und damit vom Tabakkonsum wegkommen, wenn sie zwischen unterschiedlichen Geschmäckern wählen können.
Ein reines Angebot von Tabak- und Minzaromen ist für viele ehemalige Raucher keine echte Alternative. Tabakaromen erinnern an das, was sie verlassen wollten — an das Rauchen selbst. Fruchtige, süße oder exotische Aromen hingegen bieten den dringend benötigten psychologischen Abstand zum Rauchen.
Das geplante Aromaverbot in Griechenland droht damit genau das zu zerstören, was für viele Menschen den entscheidenden Unterschied im Kampf gegen ihre Nikotinsucht gemacht hat. Es besteht die reale Gefahr, dass viele Ex-Raucher wieder zu Tabakprodukten greifen — mit allen bekannten katastrophalen Folgen für die Gesundheit.
Auch die Warnungen vor einem florierenden Schwarzmarkt sind ernst zu nehmen. Wo legale, kontrollierte Produkte verboten werden, entstehen Graumärkte, in denen weder Qualitätsstandards noch Jugendschutz durchsetzbar sind. Die Erfahrungen aus den USA, wo nach Aromenverboten Schwarzmarktkartusche mit verunreinigtem Liquid zu schweren Lungenkrankheiten führten, sind ein warnendes Beispiel.
Hinzu kommen die wirtschaftlichen Auswirkungen: Eine ganze Branche mit tausenden Arbeitsplätzen wäre massiv bedroht. Kleine und mittelständische Betriebe, die auf den Verkauf von E-Zigaretten und Liquids spezialisiert sind, könnten diese einschneidenden Regulierung kaum überleben. Für ein Land wie Griechenland, das ohnehin wirtschaftlich verletzlich ist, wäre dies ein herber Rückschlag.
Noch schwerer wiegt jedoch der grundsätzliche Verlust an individueller Entscheidungsfreiheit: Erwachsene Menschen, die bewusst eine weniger schädliche Alternative zum Rauchen wählen, werden in ihrer Wahl massiv eingeschränkt. Statt Aufklärung und gezielte Maßnahmen zum Jugendschutz setzt die Regierung auf Verbote — ein Ansatz, der in der Sucht- und Gesundheitspolitik selten erfolgreich war.
Unterm Strich wirkt das geplante Aromaverbot wie ein populistisches Schnellschussgesetz, das zwar kurzfristig Schlagzeilen produziert, langfristig aber mehr schadet als nützt. Der Jugend wird nicht wirklich geholfen, wenn Ex-Raucher wieder zur Zigarette greifen und ein unkontrollierbarer Schwarzmarkt für E-Zigaretten entsteht. Echte Lösungen würden auf fundierte Aufklärung, bessere Alterskontrollen und gezielte Prävention setzen — nicht auf Maßnahmen, die eine ganze Bevölkerungsgruppe entmündigen.
Die Debatte um das Aromaverbot in Griechenland ist ein mahnendes Beispiel dafür, wie gut gemeinte politische Vorhaben in der Praxis ins Gegenteil umschlagen können. Ob die griechische Regierung den Mut aufbringt, über die erste Empörung hinaus differenzierter nachzudenken, bleibt abzuwarten.