Die Dampf-Welt vom 6. bis 12. April 2025: Von China-Zöllen bis Weißrussland – zwischen Harm Reduction und Kontrollwahn
Eine Woche mit allem, was das Herz der Nikotindebatte begehrt: Die USA schlittern in eine Zollkrise, Weißrussland träumt vom Totalverbot, Russland will Bastelanleitungen für E-Zigaretten löschen, und in Kenia wird das Nikotin in Zigaretten gedeckelt – aber nur dort. Dazwischen glänzen Griechenland, Chile und sogar die USA mit Erfolgen in der Regulierung. Und Großbritannien stellt die Frage: Warum zahlen wir eigentlich mehr für weniger Schaden?
🇺🇸/🇨🇳 USA/China – Trump-Zölle rollen, Logistik wackelt
Am 9. April traten neue Zölle auf chinesische Produkte in Kraft – natürlich auch auf E-Zigaretten. Die ersten Auswirkungen: Ein durchschnittlicher Kostenanstieg von 0,28 US-Dollar pro Pfund Versandgewicht. Klingt moderat? Noch.
Ein Logistikexperte erklärt: Die aktuellen Erhöhungen sind nur die Ruhe vor dem Sturm. Dank lascher Zollkontrollen läuft es momentan noch halbwegs rund. Aber Unternehmen, die sich strikt an die Regeln halten, zahlen jetzt schon deutlich mehr – und in der Hauptsaison könnten die Kosten durch die Decke gehen.
104 % Zollbelastung auf chinesische Waren sind kein Pappenstiel. Die Branche muss dringend flexibel werden, um Alternativen zur klassischen China-Route zu finden. Denn eins ist klar: Diese Zölle sind politisch, nicht gesundheitsbasiert.
🇬🇧 Großbritannien – GStHR-Bericht: Besteuern, aber bitte klug
Ein neuer Bericht des Global State of Tobacco Harm Reduction (GStHR) bringt frischen Wind in die Steuerdebatte:
„Weniger schädlich? Dann auch weniger Steuer!“
In vielen Ländern zahlen Konsumenten für E-Zigaretten mehr als für Tabak – obwohl Letztere jährlich Millionen Tote verursachen. Der Bericht zeigt: In Ländern mit niedrigem Einkommen kosten Einweg-Vapes bis zu 3,2-mal mehr als Zigaretten (Stand 2017).
Vorgeschlagen wird eine differenzierte Besteuerung, bei der Produkte mit geringerer gesundheitlicher Belastung auch finanziell attraktiver gemacht werden. Ergänzt durch gezielte Subventionen für Umsteiger könnte das die Rauchquote senken – und langfristig sogar das Gesundheitssystem entlasten.
Stichwort: Wissenschaft statt Ideologie. Eine kluge Steuerpolitik rettet Leben.
🇧🇾 Weißrussland – Totalverbot? Total absurd.
Das belarussische Innenministerium überlegt, E-Zigaretten komplett zu verbieten. Warum? Wegen „Vorfällen“, deren Realität niemand überprüfen kann – wie immer in Minsk.
Ein Vertreter des Ministeriums beruft sich auf die WHO, die berichtet, dass über 30 Länder bereits Vape-Verbote verhängt hätten. Und was in autoritären Staaten gut klingt, wird halt ungeprüft übernommen.
Alternativ wird diskutiert, ob man „nur“ Lebensmittelaromen in Liquids verbietet. Natürlich auch mit dem hehren Ziel, die Jugend zu schützen.
Was nicht diskutiert wird: Wissenschaft. Oder Alternativen. Oder Harm Reduction. Willkommen in der Filterblase.
🌍 Griechenland, Chile & USA – Drei Länder, drei Erfolgsgeschichten
Das Webinar „The regulatory wins of innovative nicotine solutions“, veranstaltet vom Netzwerk We Are Innovation, bringt gleich drei Lichtblicke auf die Bühne:
🇬🇷 Griechenland
Seit 2020: Raucherquote um 6 % gesenkt.
180.000 Ex-Raucher sind auf E-Zigaretten umgestiegen.
Erfolg durch: Gesetzliche Balance, Dialog zwischen Behörden, Industrie und Verbrauchern.
🇨🇱 Chile
Fortschrittlich, mutig, modern:
- Nikotingrenze bei 45 mg/ml (Europa: 20)
- Keine Flaschengrößenbegrenzung
- Volle Transparenz & Informationsfreiheit
Chile erkennt offiziell den Wert von Dampfen zur Schadensminderung an – ein Novum in Lateinamerika.
🇺🇸 USA
Ja, auch die FDA kann gute Dinge tun:
- Erste Zulassungen für Nikotinbeutel in 20 Sorten
- Offizielle Anerkennung als Beitrag zur Schadensminimierung
Und: Seit 2007 ist die Raucherquote unter jungen Menschen auf nur noch 1 % gefallen – trotz aller Einschränkungen.
🇷🇺 Russland – DIY? Besser nicht.
Der russische Duma-Abgeordnete Igor Antropenko schlägt vor, Webseiten zu sperren, die Anleitungen zur Herstellung eigener E-Zigaretten zeigen. Titel wie „Vape für 25 Rubel selbst bauen“ sollen aus dem Netz verschwinden.
Sein Argument: Diese Inhalte fördern unkontrollierten Konsum und gefährden Jugendliche.
Was nicht gesagt wird: Wer keinen Zugang zum legalen Markt hat – etwa durch Verbote – wird immer Alternativen finden. Selbst wenn das bedeutet, mit Lötkolben und Alufolie zu hantieren.
Verbote lösen nichts. Sie verlagern Probleme ins Dunkle.
🇰🇪 Kenia – Tabak ja, Dampfen nein?
Nach sieben Jahren (!) Diskussion ist Kenia kurz davor, den Nikotingehalt in Zigaretten zu begrenzen – auf 0,7 mg pro Gramm Tabak. Derzeit enthalten Zigaretten 10–12 mg.
Laut der kenianischen FDA soll dies nicht zur Kompensation durch Mehrrauchen führen, sondern die Abhängigkeit verringern. Eine mutige Maßnahme – aber:
E-Zigaretten, Wasserpfeifen und Premium-Zigarren bleiben ausgenommen.
Heißt: Wer wirklich aufhören will, bekommt keinen leichteren Zugang zu Alternativen. Die Verordnung betrifft nur klassische Produkte – nicht aber die Chance auf schadensmindernde Optionen.
Immerhin: Es wurde eine öffentliche Konsultation gestartet. Ob man auf die Antworten hören wird? Mal sehen.
Fazit: Fortschritt hier, Rückschritt dort
Die Woche im Überblick zeigt zwei entgegengesetzte Welten:
Fortschritt & Vernunft:
✔️ Griechenland mit Erfolgen beim Umstieg
✔️ Chile mit mutiger Regulierung
✔️ USA mit ersten FDA-Zulassungen
✔️ Großbritannien mit Steuerreformvorschlägen
Rückschritt & Repression:
❌ Weißrussland mit Verbotsträumen
❌ Russland mit DIY-Zensur
❌ Kenia mit halber Lösung
❌ USA/China mit Zoll-Wirrwarr
Was bleibt:
Die Zukunft der Nikotinpolitik liegt im Dialog, nicht im Dogma. Wer Menschen erreichen will, muss sie ernst nehmen – nicht bevormunden.
Bis nächste Woche – bleibt dampfend, bleibt kritisch und vor allem: bleibt menschlich.