Die Dampf-Welt vom 23. Februar bis 1. März 2025: Verbote, Schmuggel und Boulevard-Panik – Der ewige Kampf ums Dampfen

Willkommen zurück zu einer neuen Ausgabe unseres Dampf-Wochenrückblicks – dem Format, das die weltweite Dampferszene beobachtet, zusammenfasst und dabei mit einem gesunden Maß an Sarkasmus kommentiert. Diese Woche gab es wieder eine wilde Mischung aus Verboten, Schwarzmarkt-Booms und wissenschaftlicher Panikmache. Während Bulgarien sich von einem Totalverbot distanziert, bleibt Singapur das Paradebeispiel für gescheiterte Verbote. Und in Großbritannien? Dort beweist die Presse mal wieder, dass Schlagzeilen wichtiger sind als Wissenschaft.

Bulgarien: Vom Totalverbot zum Einwegverbot – ein halber Sieg mit Beigeschmack

Bulgarien hatte ursprünglich ein vollständiges Verbot von E-Zigaretten im Visier, ruderte aber zurück und setzt jetzt „nur noch“ auf ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten. Klingt auf den ersten Blick wie eine gute Nachricht, aber es gibt einen Haken: Zeitgleich wird diskutiert, aromatisierte E-Liquids ebenfalls zu verbieten. Wer das Prinzip „Harm Reduction“ verstanden hat, weiß, dass genau das ein Problem ist. Denn Aromen sind für viele Ex-Raucher der Schlüssel, um langfristig beim Dampfen zu bleiben. Der europäische Dampferverband schlägt bereits Alarm und warnt vor den unausweichlichen Folgen: Schwarzmarkt, unregulierte Produkte und mehr Gefahren für Konsumenten. Wann lernen Politiker endlich, dass Verbote nur das Gegenteil bewirken?

Singapur: 8.700 illegale Vapes beschlagnahmt – und keiner ist überrascht

Singapur bleibt seinem Kurs treu: strenge Verbote, noch strengere Kontrollen – und ein florierender Schwarzmarkt. Diese Woche beschlagnahmten die Behörden ganze 8.700 illegale E-Zigaretten. Man könnte fast meinen, das Verbot sei ein voller Erfolg. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Je mehr reguliert und verboten wird, desto mehr Schmuggelware landet im Land. Noch absurder: Einige der sichergestellten Geräte enthielten Etomidat, ein Beruhigungsmittel, das in der Anästhesie verwendet wird. Willkommen in der Welt der unbeabsichtigten Konsequenzen – wo strikte Gesetze dazu führen, dass Konsumenten auf Produkte ausweichen, die tatsächlich gefährlich sein können.

Kasachstan: Der nächste Schwarzmarkt-Hotspot?

Auch in Kasachstan läuft es nicht anders. Die Behörden vermeldeten die Beschlagnahmung von 2.500 geschmuggelten E-Zigaretten mit einem Gesamtwert von 30.000 Dollar. Verkauft wurden die Geräte über Social-Media-Kanäle – ein klares Zeichen dafür, dass der Schwarzmarkt längst digital organisiert ist. Die Reaktion der Regierung? Noch härtere Kontrollen. Dass härtere Strafen nur dazu führen, dass der Schwarzmarkt noch größer wird, scheint niemanden zu interessieren. Die Ironie dabei: Die Nachfrage nach E-Zigaretten bleibt konstant, egal wie viele Produkte konfisziert werden.

Großbritannien: Wenn Boulevardzeitungen Wissenschaft spielen

Nun zum wohl größten Aufreger der Woche: Die britische Daily Mirror veröffentlichte eine Schock-Story mit der Überschrift „Der Horror des Dampfens – tödliche Auswirkungen auf Herz und Gehirn“. Klingt dramatisch – und das sollte es wohl auch. Grundlage des Artikels ist eine nicht peer-reviewte, noch nicht veröffentlichte Studie von Maxime Boidin (Manchester Metropolitan University). Die Studie behauptet, dass Dampfen die Blutgefäße genauso stark oder sogar stärker schädigen könnte als Rauchen.

Das Problem? Die Studie ist wissenschaftlich mehr als fragwürdig. Sie basiert auf nur 60 Teilnehmern (jeweils 20 Raucher, Dampfer und Nichtraucher), die nach 12 Stunden Abstinenz Stresstests unterzogen wurden. Dabei wurde die Elastizität der Arterienwände und der Blutfluss zum Gehirn gemessen. Die Ergebnisse? Angeblich hatten sowohl Raucher als auch Dampfer eingeschränkte Arterienfunktionen.

Aber hier beginnt die eigentliche Kritik:

  • Keine Peer-Review – die Studie wurde noch nicht überprüft, sie ist also im aktuellen Zustand wissenschaftlich wertlos.
  • Viel zu kleine Stichprobe – mit nur 60 Teilnehmern kann man keine allgemeingültigen Aussagen treffen.
  • Zweifelhafte Auswahlkriterien – es gibt keinerlei Infos über die genaue Methodik, den Gesundheitszustand oder andere relevante Faktoren der Probanden.

Experten wie Riccardo Polosa und Konstantinos Farsalinos haben bereits öffentlich kritisiert, dass die Boulevardpresse mal wieder eine Welle der Panik losgetreten hat, obwohl die wissenschaftliche Grundlage fehlt. Aber wer braucht schon Fakten, wenn sich mit Angst Schlagzeilen machen lassen?

Fazit: Eine Woche voller Déjà-vus

Wer die Entwicklungen der letzten Jahre verfolgt hat, wird feststellen, dass sich Geschichte wiederholt. Verbote sorgen für Schwarzmarkt-Booms, Schmuggel wird zur Normalität und die Medien tun alles, um das Dampfen in ein schlechtes Licht zu rücken. Während Länder wie Singapur und Kasachstan mit den negativen Folgen ihrer eigenen Regulierungen kämpfen, könnte Bulgarien mit seinen neuen Maßnahmen bald in die gleiche Falle tappen.

Und Großbritannien? Dort beweist die Presse mal wieder, dass sie lieber für Panik sorgt, als sich mit echter Wissenschaft auseinanderzusetzen. Aber wir Dampfer sind ja mittlerweile daran gewöhnt, oder?

Bis nächste Woche – bleibt dampfend, bleibt kritisch und vor allem: bleibt menschlich.

Thomas Frohnert aka Steamshots ist leidenschaftlicher Dampfer, Technik-Enthusiast und Betreiber von steamshots.de. Seit über zehn Jahren setzt er sich intensiv mit dem Thema Dampfen und Harm Reduction auseinander. Auf seinem Blog teilt er fundierte Einblicke, ehrliche Reviews und praxisnahe Tipps rund um Aromen, Hardware und aktuelle Entwicklungen der Branche. Sein Ziel: Aufklärung ohne Hype – sachlich, verständlich und mit einem persönlichen Touch.

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